„Albert Schuster, Schlächter von Łysogóry, musste für 1.300 Tode Rechenschaft ablegen.“

INHALTSWARNUNG: Dieser Artikel behandelt NS-Kriegsverbrechen und eine Hinrichtung nach dem Krieg. Er kann verstörend wirken. Zweck: ausschließlich historische Bildung und Gedenken an die Opfer – niemals zur Verherrlichung von Gewalt.
Von der Berliner Verkehrspolizei zum „Schlächter des Heiligkreuzgebirges“
Albert Schuster (1912–1947): Der Weg, der einen deutschen Polizisten zum Galgen in Krakau fuhrte

KRAKAU, 23. Dezember 1947 – Im Hof des Montelupich-Gefängnisses wurde unter kaltem Winterhimmel ein 35-jähriger Mann in Häftlingskleidung zum Schafott gefuhrt.
Sein Name war Albert Schuster , ehemaliger Sergeant der deutschen Gendarmerie – der Mann, den man in Zentralpolen als „Der Schlächter von Łysogóry“ kannte .
Ein rasanter Aufstieg im Dritten Reich
Schuster wurde 1912 in Plauen geboren und trat am 1. Mai 1933 der NSDAP bei.
Vom Verkehrspolizisten in Berlin wurde er Ausbilder und schulte Polizeieinheiten fur „Partisanenbekämpfungs“-Einsätze im besetzten Osten.

Nachdem er 1942 kurzzeitig wegen Beleidigung eines Vorgesetzten inhaftiert worden war, wurde er von Heinrich Himmler persönlich wieder eingesetzt – ein klares Zeichen dafur, dass das Regime seine Brutalität schätzte.
Terror in der Region Heiligkreuz
Ab Anfang 1943 wurde Schuster zunächst nach Belarus und dann in das Heiligkreuzgebirge (Świętokrzyskie) in Zentralpolen entsandt – eines der stärksten Zentren des polnischen Widerstands.
Unter dem offiziellen Deckmantel der „Befriedung“ fuhrten seine Einheiten die systematische Vernichtung der Zivilbevölkerung durch.
Ganze Dörfer – Michniów, Lipsk, Rząbiec, Wólka Plebańska und viele andere – wurden bis auf die Grundmauern niedergebrannt.
Hunderte unschuldige Männer und Frauen wurden entweder sofort erschossen oder in Scheunen und Häusern eingesperrt, die anschließend in Brand gesteckt wurden.
Überlebende, die Jahrzehnte später aussagten, erinnerten sich daran, dass Schuster ruhig dastand und die Flammen beobachtete und manchmal diejenigen, die lebend herauskamen, zwang, niederzuknien und ihm dafur zu danken, dass er ihr Leben verschont hatte.

Der Name „Der Schlächter von Łysogóry“ verbreitete sich wie ein Fluch in den Wäldern und Bergen.
Nachkriegsabrechnung
Schuster wurde 1945 auf seiner Flucht nach Westen von US-Truppen gefangen genommen und 1947 nach Polen ausgeliefert.
Der Prozess vor dem Obersten Nationalen Tribunal in Krakau dauerte von September bis Oktober 1947.
Mehr als funfzig Überlebende, die sich jahrelang in den Wäldern versteckt gehalten hatten, sagten uber die unter seinem Kommando begangenen Gräueltaten aus.
Die später vom Polnischen Institut fur Nationales Gedenken zusammengestellten Aufzeichnungen belegen mindestens 1.300 zivile Todesopfer.
Am 23. Oktober 1947 verkundete das Gericht sein Urteil: Todesurteil .
Am 23. Dezember 1947 wurde das Urteil in Krakau vollstreckt.
Die Hinrichtung von Albert Schuster konnte die von ihm genommenen Leben nicht wiederherstellen.
Doch es war eine feierliche Erklärung, dass Gerechtigkeit, so verzögert sie auch sein mag, immer noch diejenigen erreichen kann, die sich fur unantastbar halten – und dass die Erinnerung an ihre Verbrechen niemals ausgelöscht werden wird.
Wir erzählen diese Geschichte heute nicht, um Hass zu schuren, sondern um die unschuldigen Opfer zu ehren und uns selbst daran zu erinnern:
Primärquellen
Polnisches Institut fur Nationales Gedenken (IPN)
Prozessakten Krakau 1947
Archiv des Polnischen Heimatarmeemuseums




