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Heute erzählt Andrés Mutter vom schlimmsten Tag ihres Lebens

André G. (†9) ist das jungste Opfer des Attentats auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. BILD veröffentlicht sein Foto mit dem Einverständnis der Familie

Magdeburg – Sie hat sich geschworen, niemals einen Raum zu betreten, in dem sich auch der Attentäter von Magdeburg aufhält. Denn Taleb al-Abdulmohsen (51) hat ihr das Wertvollste genommen: ihren Sohn André († 9).

Am Donnerstag wird Desiree G. (39) diesen Schwur brechen mussen. Am 11. Verhandlungstag gegen den Amokfahrer von Magdeburg wird sie uber ihren Sohn sprechen. Desiree G. wird vor Gericht sprechen. Sie will nicht, dass ihr André in einer 2800 Seiten starken „Selbstleseliste“ als schriftliche Zeugenaussage untergeht. Alle sollen erfahren, wie es sich anfuhlt, wenn eine Mutter das eigene Kind zu Grabe tragen muss.

Am 20. Dezember 2024 war André mit seinem Bruder Jason und seiner Mama in Magdeburg zu Besuch gewesen. „Er hatte sich so auf das Wochenende auf dem Weihnachtsmarkt gefreut“, erinnert sich Vater Marko G. (47), der mit den Geschwistern in Bayern geblieben war.

Bei der Beisetzung im Januar trug Desiree G. Andrés Urne fest in ihren Armen. Ihr Lebensgefährte wird sie am Donnerstag zur Zeugenaussage nach Magdeburg begleiten

Andrés leibliche Eltern leben getrennt, kummern sich aber gemeinsam um ihre Kinder. Auch Vater Marko nimmt als Nebenkläger am Prozess teil. BILD begleitete ihn zum Prozessstart. Mitte November hatte Andrés Mutter noch erklärt, sie habe nicht die Kraft, ins Gericht zu kommen.

Mit dem gemieteten 340-PS-BMW tötete der Angeklagte sechs Menschen, verletzte mehr als 300 Personen

Auch wenn es schwerfällt, sie wird aussagen

Das änderte sich, als Desiree G. erfuhr, dass Richter und Schöffen die Aussagen der Opfer im Selbststudium aus den Akten entnehmen sollen. Rechtsanwalt Martin Voß, der die Nebenklage vertritt: „Auch wenn es fur meine Mandantin sehr schwer wird, hier ihre Aussage zu machen, hat sie sich doch zu diesem Schritt entschieden. Sie will damit den wirren Ansichten des Angeklagten etwas entgegensetzen.“

Der Vater von André Marko G. (47) aus Bayern verfolgt den Prozess als Nebenkläger

Ärztin: „Wir konnten den Kleinen nicht fur tot erklären“

Bereits am ersten Verhandlungstag sprach Oberstaatsanwalt Matthias Böttcher (38) auch uber das Schicksal von Desirees Söhnen: „Jason und sein jungerer Bruder André wurden vom Auto des Angeklagten erfasst. André starb an den Folgen eines Brustkorb-Traumas.“

Corinna F. (55), eine Ärztin vom Krankenhaus Helmstedt, war privat mit Kollegen auf dem Weihnachtsmarkt. Nach dem Attentat kummerte sie sich als Ersthelferin um die Opfer – auch um André. Am Mittwoch sagte sie im Zeugenstand: „Trotz aller Maßnahmen wurde schnell klar, dass das Kind den Vorfall nicht uberleben wurde.“

Andrés Eltern erhofften sich vom Prozess Antworten, doch der Angeklagte verbreitet nur wirre Ansichten

Die Ärztin rang während ihrer Aussage immer wieder mit den Tränen: „Wir konnten den Kleinen nicht fur tot erklären. Wir konnten nicht einfach eine Decke druberlegen. Bei einem Erwachsenen vielleicht, aber bei einem Kind konnte ich nicht aufhören weiterzumachen.“

Die Ärztin erzählte, dass zwei Geräusche sie seitdem nicht mehr loslassen: die Geräusche des Todeswagens und die Schreie von Andrés Stiefvater.

Der Anwalt von Desiree G. versuchte zu erreichen, dass der Amokfahrer während der Aussage von Andrés Mutter nicht im Saal ist. Doch dies wird nicht funktionieren. Das Gericht hat aber Vorkehrungen getroffen.

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