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Was geschah wirklich an jenem schicksalhaften Abend – und warum wurde einer der bekanntesten Strände Australiens zum Ziel tödlichen Hasses?

An einem sonnenverwöhnten Sonntagabend am berühmten Bondi Beach in Sydney verwandelte sich das, was eigentlich ein fröhliches Beisammensein sein sollte, in eine Szene unvorstellbaren Grauens. Während Familien und Freunde unter dem goldenen Licht eines australischen Sommerabends die erste Kerze von Chanukka entzündeten, wurden das friedliche Murmeln von Gesprächen und das Rauschen der Wellen plötzlich vom Knattern von Schüssen zerrissen. Mindestens zwölf Menschen kamen ums Leben, darunter einer der Täter, 29 weitere wurden verletzt. Die Behörden stuften die Tat rasch als Terroranschlag ein. Der Angriff, der sich gezielt gegen die jüdische Gemeinschaft Sydneys während der von Chabad organisierten Veranstaltung „Chanukah by the Sea“ richtete, hat das ganze Land in Trauer gestürzt und tiefgreifende Fragen zu Sicherheit, Antisemitismus und der Zerbrechlichkeit des Friedens an einem der beliebtesten öffentlichen Orte Australiens aufgeworfen.

Der Vorfall ereignete sich gegen 18:45 Uhr am 14. Dezember 2025 in der Nähe des Archer Park, einer Grünfläche nördlich des Bondi Pavilion, wo sich mehr als 1.000 Menschen zur jährlichen Feier versammelt hatten. Die von Chabad of Bondi ausgerichtete Veranstaltung sollte den Geist von Chanukka verkörpern – ein Fest des Lichts, der Widerstandskraft und der Gemeinschaft. Unter den Teilnehmenden waren Familien mit kleinen Kindern, die im Sand spielten, Touristen, die Fotos des berühmten Bondi Pavilion machten, und Einheimische, die das warme Dezemberwetter genossen. Doch innerhalb von Sekunden wich die Freude blankem Entsetzen, als zwei schwarz gekleidete Männer aus einem silbernen Kleinwagen stiegen, der nahe einer Fußgängerbrücke zwischen der Campbell Parade und dem Strand geparkt war.

Augenzeugen schilderten die Szenen mit nackter Angst. Marcos Carvalho, ein 38-jähriger Bewohner von Bondi Junction, packte gerade seine Sachen nach einem Strandtag zusammen, als die ersten Schüsse fielen. „Ich habe vielleicht 40, 50 Schüsse gehört“, berichtete er mit zitternder Stimme. „Alle gerieten in Panik und rannten los. Flip-Flops, Taschen – alles blieb liegen. Wir sind einfach den Hügel hochgesprintet.“ Eine weitere Zeugin, Grace Mathew, sah Menschen an sich vorbeirennen, schreiend von einer Massenschießerei. „Man denkt, es ist ein schöner Tag, alle haben Spaß“, sagte sie. „Und dann ist es wie ein Albtraum.“

Videoaufnahmen hielten das Grauen fest: Zwei Gestalten auf der Brücke, Gewehre in den Händen, die systematisch in die Menschenmenge unter ihnen feuerten. Die Täter schienen koordiniert vorzugehen und zielten auf den dicht gedrängten Bereich nahe des Spielplatzes und der Wiese, wo die Chanukka-Feier auf ihrem Höhepunkt war. Menschen warfen sich hinter parkende Autos, flüchteten in nahegelegene Restaurants oder rannten ins Meer. Ein Video zeigte sogar, wie ein Mann offenbar Nichtjuden zur Seite schob, bevor er das Feuer eröffnete – ein Hinweis auf den gezielten Charakter des Angriffs. „Sie haben nicht auf alle geschossen“, sagte ein jugendlicher Zeuge. „Es ging gezielt um die Feier.“

Die Polizei von New South Wales reagierte mit bemerkenswerter Schnelligkeit. Beamte, die sich routinemäßig in Strandnähe aufhielten, lieferten sich fast sofort einen Schusswechsel mit den Angreifern. Später veröffentlichte Bodycam-Aufnahmen zeigten Polizisten, die hinter Fahrzeugen Deckung suchten, während Kugeln an ihnen vorbeizischten. Ein Beamter wurde beim Gegenfeuer verletzt, doch das Eingreifen war entscheidend. Einer der Täter wurde noch vor Ort tödlich getroffen, der andere schwer verletzt festgenommen. Ein mutiger Passant, auf Video festgehalten, überwältigte den zweiten Schützen, riss ihm das Gewehr aus den Händen und zwang ihn zur Flucht. Premierminister Chris Minns lobte den Mann als „echten Helden“, der „sein eigenes Leben riskierte, um unzählige andere zu retten“.

Während Sanitäter den Strand überschwemmten, glich der sonst von Surfern, Joggern und Picknickern bevölkerte Ort einem Schlachtfeld. Körper lagen verstreut im Sand, einige wurden von Helfern und Ersthelfern verzweifelt reanimiert. Kinder weinten, getrennt von ihren Eltern im Chaos. Surfbretter dienten als improvisierte Tragen, um Verletzte zu den Krankenwagen zu bringen. „Es war völliges Chaos“, sagte ein Augenzeuge. „Überall Blut, Menschen schrien. Ich habe mindestens zehn Menschen am Boden gesehen.“ Auch zwei Polizisten wurden verletzt, einer davon schwer.

Die Zahl der Todesopfer stieg auf zwölf, darunter Rabbiner Eli Schlanger, Assistenzrabbiner von Chabad of Bondi und ein zentraler Organisator der Veranstaltung. Sein Tod traf besonders ins Herz – ein Mann, der sich der Freude und Gemeinschaft verschrieben hatte, wurde während einer Feier des Lichts erschossen. Weitere Opfer waren Familien, Touristen und Einheimische; auch ein israelischer Staatsbürger kam ums Leben, was zu scharfen Reaktionen aus Israel führte. Mindestens 29 Menschen wurden in Krankenhäuser eingeliefert, mit Schussverletzungen oder Verletzungen aus der panischen Flucht.

Was die Tragödie zu einer nationalen und internationalen Krise machte, war die offizielle Einstufung als Terroranschlag. Polizeichef Mal Lanyon verwies auf die gezielte Auswahl des Datums – der erste Abend von Chanukka –, das jüdische Ziel und den Einsatz von Langwaffen. „Dies war darauf ausgelegt, die jüdische Gemeinschaft Sydneys anzugreifen“, sagte Premier Minns. Der Anschlag ereignete sich vor dem Hintergrund eines Anstiegs antisemitischer Vorfälle in Australien seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem anschließenden Gaza-Krieg. Vandalismus an Synagogen, Brandanschläge und extremistische Parolen hatten die Sorgen wachsen lassen – doch kaum jemand hatte mit so offener Gewalt an einem öffentlichen Strand gerechnet.

Eine besonders beunruhigende Wendung folgte, nachdem das Gelände gesichert war. In einem Fahrzeug, das mit dem getöteten Täter in Verbindung stand, entdeckte die Polizei mehrere selbstgebaute Sprengsätze. Entschärfungsexperten machten sie unschädlich, doch der Fund deutete auf einen noch tödlicheren Plan hin. „Das war nicht nur eine Schießerei, sondern ein koordinierter Terrorakt, der auf maximale Angst abzielte“, sagte ein Ermittler anonym.

Als Hauptverdächtiger wurde der 24-jährige Naveed Akram aus Bonnyrigg im Südwesten Sydneys identifiziert. Er war den Sicherheitsbehörden bekannt, galt aber nicht als unmittelbare Bedrohung. Akram hatte Verbindungen nach Pakistan und studierte zeitweise an der Hamdard University in Islamabad. Der zweite Täter blieb zunächst ungenannt und lag in kritischem Zustand in Gewahrsam. Razzien an Akrams Wohnort führten zu zwei weiteren Festnahmen, deren Rolle noch unklar ist. Ermittler prüfen mögliche Radikalisierung im Internet und Verbindungen zu größeren Netzwerken.

Die jüdische Gemeinschaft Sydneys, die größte des Landes und seit dem 19. Jahrhundert verwurzelt, steht unter Schock. Bondi, ein Zentrum der Gemeinde in den östlichen Vororten, fühlt sich verletzt und entweiht. „Ein Angriff auf Juden ist ein Angriff auf alle Australier“, erklärte Premierminister Anthony Albanese in einer nationalen Ansprache und kündigte verstärkte Sicherheitsmaßnahmen an. ASIO-Chef Mike Burgess hielt die nationale Terrorwarnstufe bei „wahrscheinlich“, räumte aber die besondere Schwere des Anschlags ein.

Internationale Empörung folgte umgehend. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu sprach von „kaltblütigem Mord“, Präsident Isaac Herzog von einem „grausamen Angriff auf Juden“. Staats- und Regierungschefs aus den USA, Großbritannien, Frankreich und anderen Ländern verurteilten die Tat scharf. Selbst muslimische Organisationen in Australien bezeichneten den Anschlag als „entsetzlich“ und riefen zur Einheit gegen Hass auf.

Bondis Wandel vom Paradies zum Tatort hallt bis heute nach. Der Strand, stundenlang abgesperrt, zeigte Spuren der Gewalt: Blut im Sand, zurückgelassene Habseligkeiten, flatternd im Wind. Gedenkstätten entstanden – Kerzen, Blumen, Zettel mit der Aufschrift „Licht über Dunkelheit“. Der Bondi Pavilion, sonst voller Leben, stand still.

Dieser Anschlag – der tödlichste in Australien seit Port Arthur 1996 – legt schmerzhaft Schwachstellen offen. Trotz strenger Waffengesetze gelangten die Täter an Gewehre. Fragen bleiben: Wie war das möglich? Welche Rolle spielte Online-Extremismus? Und warum reichten die Schutzmaßnahmen angesichts steigenden Antisemitismus nicht aus?

Für die Überlebenden endet der Albtraum nicht. „Wir dachten, wir wären hier sicher“, flüsterte eine Mutter, die ihr Kind schützte. Während in ganz Australien Chanukka-Kerzen bei Mahnwachen brannten, ringt das Land um Heilung. Der Fund der Sprengsätze ist eine düstere Mahnung: Die Schüsse mögen verstummt sein, doch die Schatten des Hasses bleiben – und verlangen Wachsamkeit, damit sich ein solcher Albtraum nie wiederholt.

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