Schiedam – Was wie ein tragischer Unfall begann, wirft nach neuen Erkenntnissen schwere Fragen auf
Ein tödlicher Vorfall am Poldervaartpad hat am späten Abend die Stadt Schiedam erschuttert. Zunächst meldeten Zeugen, ein Radfahrer sei mit seinem Fahrrad ins Wasser gesturzt und ums Leben gekommen. Doch im Laufe der Nacht nahm der Fall eine dramatische Wendung: Die Polizei schließt ein Fremdverschulden nicht mehr aus.

Einsatzkräfte kämpfen vergeblich um Leben
Gegen 21.40 Uhr wurden die Rettungsdienste alarmiert, nachdem ein Mann samt Fahrrad im Wasser entdeckt worden war. Feuerwehrkräfte zogen den Verungluckten rasch aus dem Gewässer. Sanitäter begannen sofort mit der Reanimation – uber einen längeren Zeitraum direkt am Straßenrand.
Trotz aller Bemuhungen verstarb der Mann noch am Einsatzort. Die Polizei sperrte den Bereich weiträumig ab, Kriminaltechniker und Rechtsmediziner ruckten an.
Identität des Opfers
Im Laufe der Nacht identifizierten die Ermittler den Toten als Martin de Koning (52), einen Lagermeister aus Schiedam. De Koning galt als leidenschaftlicher Radfahrer und nutzte den Poldervaartpad regelmäßig auf dem Heimweg.
Freunde beschrieben ihn als zuverlässig und ruhig. „Er war jemand, der Streit eher aus dem Weg ging“, sagte ein Bekannter. Umso größer ist nun die Besturzung uber die Umstände seines Todes.
Zweifel an einem Unfall
Was zunächst wie ein tragischer Alleinunfall wirkte, geriet ins Wanken, als Rechtsmediziner bei der ersten Untersuchung Verletzungen feststellten, die nicht eindeutig zu einem Sturz vom Fahrrad passen. Neben Schurfwunden fanden sich Prellungen an Schulter und Rucken sowie eine Verletzung am Hinterkopf, die auf eine mögliche vorangegangene Auseinandersetzung hindeuten.
Zudem entdeckten Ermittler Fremdspuren am Fahrrad des Opfers. Die Bremsen waren funktionsfähig, jedoch wies der Rahmen Kratzspuren auf, die auf ein heftiges Abdrängen hindeuten könnten.

Letzte Minuten rekonstruiert
Die Polizei wertete in der Nacht Überwachungskameras aus der Umgebung aus. Auf einer Aufnahme ist zu sehen, wie De Koning kurz vor dem Ungluck von einem zweiten Mann auf einem E-Scooter verfolgt wird. Wenige Sekunden später geraten beide nahe der Böschung aneinander – dann verschwindet das Fahrrad aus dem Bild.
Zeugen berichteten außerdem von lauten Stimmen und einem kurzen Wortgefecht unmittelbar vor dem Sturz ins Wasser.
Verdacht gegen Bekannten
In den Fokus der Ermittlungen geriet Jeroen van P. (45), ein ehemaliger Arbeitskollege des Opfers. Laut Polizei bestand zwischen beiden seit Monaten ein Konflikt uber Geld. Mehrere Personen gaben an, Van P. habe De Koning am selben Abend „zur Rede stellen“ wollen.
Van P. wurde in der Nacht vorläufig festgenommen und vernommen. Er bestreitet bislang, den Mann ins Wasser gestoßen zu haben, räumt jedoch ein, ihm begegnet zu sein.
Mögliche Tatversion
Nach einer vorläufigen Einschätzung könnte es zu einer Auseinandersetzung am Rand des Poldervaartpad gekommen sein. Dabei soll De Koning von seinem Fahrrad abgedrängt oder gestoßen worden sein, sturzte die Böschung hinunter und fiel ins Wasser. Ob der Täter den tödlichen Ausgang billigend in Kauf nahm oder gezielt herbeifuhrte, ist Gegenstand der Ermittlungen.Die Staatsanwaltschaft pruft den Verdacht auf Totschlag.

Betroffenheit in Schiedam
Der Vorfall hat in Schiedam große Betroffenheit ausgelöst. Anwohner legten Blumen am Unglucksort nieder. „Man fährt hier täglich vorbei. Dass so etwas passieren kann, macht Angst“, sagte eine Anwohnerin.
Ermittlungen dauern an
Die Polizei bittet Zeugen, die sich am Abend zwischen 21.00 und 22.00 Uhr im Bereich des Poldervaartpad aufgehalten haben, sich zu melden. Weitere forensische Untersuchungen sollen in den kommenden Tagen Klarheit bringen.
Was als vermeintlicher Fahrradunfall begann, entwickelt sich zu einem ernsten Kriminalfall. Die Ermittler hoffen, bald Gewissheit daruber zu erlangen, was in den letzten Minuten von Martin de Koning (52) wirklich geschah – und wer dafür verantwortlich ist.




