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„Toter Mann in der Elbe nahe Airbus: Unfall, Gewaltverbrechen oder ein geplanter Mord?“

Hamburg. Was zunächst wie ein tragischer Unfall wirkte, hat sich zu einem Fall mit dunklen Schatten entwickelt. Ein 58-jähriger Mann, der seit mehreren Tagen als vermisst galt, wurde tot aus der Elbe geborgen – nur wenige Meter vom Ufer entfernt, nahe eines abgelegenen Stegbereichs an der Ruschweg-Straße, unweit eines großen Industrieareals. Sein Bein ragte aus dem Wasser, als Passanten am fruhen Morgen Alarm schlugen. Die Frage, die die Stadt nun beschäftigt: Handelt es sich um ein Ungluck – oder um ein Verbrechen?

Der Fund am fruhen Morgen

Gegen 6.20 Uhr entdeckte ein Spaziergänger etwas Ungewöhnliches zwischen Treibholz und Schilf. Als er näherkam, erkannte er ein menschliches Bein, das aus dem truben Wasser ragte. Polizei, Feuerwehr und Wasserrettung ruckten mit einem Großaufgebot an. Taucher bargen den Leichnam kurze Zeit später. Die Einsatzkräfte sperrten den Bereich weiträumig ab; Schaulustige wurden zuruckgedrängt, während die Kriminalpolizei die ersten Spuren sicherte.

Die Identität des Toten

Bei dem Verstorbenen handelt es sich nach Polizeiangaben um Jurgen Albrecht, 58 Jahre alt, wohnhaft im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg. Albrecht war seit drei Tagen vermisst. Seine Ehefrau hatte ihn als vermisst gemeldet, nachdem er nach einem nächtlichen Streit die Wohnung verlassen hatte und nicht zuruckgekehrt war. Sein Mobiltelefon blieb seitdem ausgeschaltet.

Bekannte beschreiben Albrecht als zuruckhaltenden Mann, der zuletzt unter starkem beruflichem Druck gestanden habe. Er arbeitete als selbstständiger Logistikberater und hatte nach Angaben aus seinem Umfeld finanzielle Schwierigkeiten. „Er war angespannt, wirkte erschöpft“, sagt ein ehemaliger Kollege. „Aber dass es so endet, kann niemand begreifen.“

Auffällige Spuren am Körper

Die Obduktion brachte Ergebnisse, die Zweifel an der Unfallthese aufkommen lassen. Zwar bestätigten Rechtsmediziner den Tod durch Ertrinken, doch fanden sie Prellungen an Unterarmen und Rippen, die nicht eindeutig mit einem Sturz ins Wasser erklärt werden können. Zudem fehlten persönliche Gegenstände: Geldbörse, Schlusselbund und Uhr waren nicht bei dem Toten.

Auch die Kleidung gibt Rätsel auf. Albrecht trug eine Jacke, deren Reißverschluss beschädigt war; an den Schuhen fanden sich Schlammspuren, die nicht mit dem Fundort ubereinstimmen sollen. Die Ermittler prufen, ob der Mann zuvor an einen anderen Ort gebracht wurde.

Ein möglicher Tatablauf

Nach bisherigem Stand gehen die Ermittler einer Theorie nach, die von einem Gewaltverbrechen im Umfeld eines nächtlichen Treffens ausgeht. Albrecht soll sich am Abend seines Verschwindens mit einer unbekannten Person verabredet haben. Überwachungskameras in der Umgebung zeigen einen Mann, der ihm äußerlich ähnelt, wie er gegen 23.40 Uhr in einen dunklen Lieferwagen steigt. Das Kennzeichen ist bislang nicht identifiziert.

Eine weitere Spur fuhrt zu einem illegalen Geschäft, das Albrecht möglicherweise abwickeln wollte. Ermittler prufen Hinweise, wonach er als Vermittler fur nicht genehmigte Warenlieferungen fungierte. In diesem Zusammenhang soll es zu Streitigkeiten uber Geld gekommen sein. Ein Ermittler sagt anonym: „Wir schließen nicht aus, dass Albrecht unter Druck gesetzt wurde. Die Verletzungen könnten von einem Gerangel stammen.“

Die Suche nach dem Vermissten

Vor dem Fund war eine groß angelegte Suche angelaufen. Polizeihubschrauber, Suchhunde und Boote durchkämmten das Gebiet entlang der Elbe. Hinweise aus der Bevölkerung gingen ein, doch fuhrten sie zunächst ins Leere. Erst der morgendliche Fund beendete die bangen Tage der Ungewissheit.

Die Ehefrau des Verstorbenen wurde psychologisch betreut. In einer kurzen Stellungnahme bat sie um Ruhe: „Ich hoffe, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Jurgen hatte Fehler, aber er verdiente kein Ende wie dieses.“

Ermittlungen laufen auf Hochtouren

Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen des Verdachts auf Totschlag. Zeugen, die in der Nacht des Verschwindens ungewöhnliche Beobachtungen gemacht haben, werden gebeten, sich zu melden. Besonders interessiert die Ermittler, wer den Lieferwagen gefahren haben könnte und welche Rolle das mutmaßliche Treffen spielte.

Parallel dazu werten Spezialisten Handy- und Bankdaten aus. Eine letzte Überweisung am Abend des Verschwindens – ein hoher Bargeldbetrag – wirft weitere Fragen auf. War dies der Auslöser fur eine Eskalation?

Unfall oder Verbrechen?

Ob Jürgen Albrecht in einem tragischen Moment ausrutschte – oder ob er Opfer eines Verbrechens wurde, ist noch nicht abschließend geklärt. Doch die Summe der Indizien lässt Zweifel an der einfachen Erklärung zu. Die Elbe, sonst Sinnbild für Hamburgs Handel und Bewegung, wurde in dieser Nacht zum stillen Zeugen eines Geschehens, das die Stadt noch lange beschäftigen dürfte.

Die Ermittler bitten um Geduld – und um Hinweise. Denn nur eines steht fest: Dieser Tod wirft mehr Fragen auf, als er beantwortet.

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